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Dieselgipfel


Die technischen Grundlagen

Selbstverständlich lässt sich die Abgaszusammensetzung bei modernen Euro 5 und Euro 6 Dieselmotoren – und nur um diese geht es – durch ein Softwareupdate beeinflussen. Die Motorsteuerung misst einerseits die Gaspedalstellung, Luftmasse, Umgebungstemperatur und einige andere Parameter und stellt dazu passend die Einspritzmengen und Zeitpunkte ein. Alle diese Motoren besitzen eine mehrphasige Einspritzung. D. h. bereits bevor noch der Kolben im Verdichtungstakt den oberen Totpunkt erreicht, wird eine kleine Menge Dieselkraftstoff voreingespritzt um Druck und Temperatur ansteigen zu lassen. Im Oberen Totpunkt wird dann die Hauptmenge Diesel eingespritzt. Während des Arbeitstaktes wird noch einmal nachgespritzt um die Abgasqualität zu verbessern. Die Stickoxidemission hängt sehr stark von der erreichten Maximaltemperatur ab. Leider ist für einen wirtschaftlichen Motorbetrieb eine hohe Maximaltemperatur erforderlich. Die erreichten Drücke und Temperaturen hängen unmittlbar mit dem Beginn und der Menge des jeweils in Phase 1 und 2 eingespritzten Kraftstoffes zusammen.
Ebenso lässt sich die Temperatur durch zunehmende Menge des rückgeführten Abgases im AGR weiter senken.
Auf das einfachste zusammengefasst und unter Weglassung vieler weiterer Einflüsse: Die Stickoxidemission lässt sich durch späteren Spritzbeginn, mehr rückgeführtes Abgas und im Falle einer Harnstoffeinspritzung durch mehr Harnstoff senken. Die Folgen davon sind:
  • Mehrverbrauch von Diesel und allenfalls Harnstoff
  • weniger Drehmoment und Motorleistung
  • unter Umständen verminderte Motorlebensdauer infolge der Verrußung des Motors durch Abgasrückführung
  • Mehrverbrauch durch häufiger erforderliche Reinigungszyklen des Partikelfilters.

Die Umwelt- und Gesundheitssituation

Tatsache ist, dass die Motorenhersteller massiv geschummelt haben und die Test- und Abnahmebedingungen bis zum äußersten genutzt haben um ihre Motoren homologieren zu können. Dass ihnen das in den USA zum wirtschaftlichen Verhängnis wird, wundert nicht, denn die USA sind, wenn es um die Interessen ihrer Wirtschaft und ihrer Bürger geht, kompromisslos.

Bekannt ist auch, dass die Maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK), das ist jener Schadstoffgehalt der Luft, der ein Arbeitnehmer während der Verrichtung seiner Arbeit ausgesetzt werden darf, ein Vielfaches jener Umgebungsluftkonzentration ist, weswegen es zu Klagen gegen Kommunen und weiters zu einer Kampagne gegen den Dieselmotor gekommen ist. Unklar bleibt, warum ein Arbeitnehmer, sobald er das Werksgelände verlässt (und alle anderen auch), nur mehr einen Bruchteil des NOx vertragen kann.  

Der wirtschaftlich, politische und strategische Aspekt (Meinung, Interpretation)  

Die europäische Fahrzeugindustrie hat viel zu zögerlich in Elektromobilität investiert und ist China und den USA um einige Jahre hinterher. Jetzt versucht man in einer Allianz aus Politik und Industrie vor dem ohnhin unausweichlichen Umstieg auf Elektromobilität mit aller Gewalt noch einen Fahrzeugerneuerungszyklus mit Benzinmotoren in Gang zu bringen, indem man Dieselmotoren aus Ballungsräumen aussperrt und generell als Stinker denunziert. So versucht man sich entwicklungstechnisch eine Verschnaufpause zu verschaffen um den Entwicklungsrückstand im Bereich der Elektromobilität auf die Fahrzeugindustrie Chinas und der USA aufzuholen. Diese modernen Benzinmotoren teilen übrigens aufgrund der letzten Entwicklungsschritte, die sie durchlaufen haben, die zu Direkteinspritzung geführt haben, genau jene Nachteile, deretwegen der Dieselmotor verteufelt wird: Feinstaubemission und vermehrte Stickoxidemission wegen Betriebs mit hohem Luftüberschuss. Das sei allen warnend ins Stammbuch geschrieben, die jetzt im Glauben der Umwelt etwas Gutes zu tun, den Diesel weggeben und noch schnell ein Fahrzeug mit Ottomotor kaufen: In ein paar Jahren werden wir die exakt gleiche Diskussion wie jetzt über Dieselmotoren über die Benzinmotoren führen. Um dann endgültig (und gesetzlich gezwungen und mangels anderer Alternativen) auf ein Elektrofahrzeug umzusteigen.

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